Wir waren rein äußerlich seit ein paar Jahren nicht mehr im Kult. D.h., wir waren nicht mehr bei Kulthandlungen dabei. Das ist auch gut so. Aber ich habe heute großen Druck. Heute ist mir bewusst, dass der Kult uns unser Leben lang begleiten wird. Die psychischen Traumata werden nie alle weg gehen. Und unser Körper wird ein Leben lang gezeichnet bleiben. Narben, Verstümmelungen, im Rollstuhl sitzen, Schmerzen. Und der Zustand unseres Körpers wird sich nicht verbessern, eher verschlechtern. Der Kult hat immer gesagt, auch wenn ihr nicht mehr kommt, der Körper gehört dem Kult. Und die Verletzungen sind irreversibel, genau wie der Kult gesagt hat. Man kann die Verletzung nicht erklären, viele Ärzte halten einen für einen Hypochonder. Man muss sich alles erkämpfen, nur weil man die Wahrheit nicht sagen darf, oder sie niemand glauben würde. Jeden Morgen wenn wir uns anziehen, erinnert sich jemand von uns an die zerstörte Brust und andere Narben und wie sie entstanden sind, die man bis heute sieht. Ich denke, dass der Körper für immer eine Erinnerung an den Kult ist. Und es wird sich ein Leben lang daran nichts ändern. Selbst wenn man anderen Menschen erzählt, dass die Verletzungen eine andere Ursache haben, belügt man sich selbst. Ich weiß nicht, ob jemand meine Wut dich gerade stark verspüren kann, verstehen kann. Warum hat kein Mensch auf der Welt die Kraft, das Handeln des Kultes einzudämmen und irgendwann zu beenden? Ich hasse meinen Körper. Nicht nur dass ich männlich bin, die Verletzungen die uns ständig daran erinnern auch die nicht Sichtbaren, wie zum Beispiel Nervenschmerzen. Ich hasse den Kult, ich hasse die Menschen die wegschauen, ich hasse die Menschen die uns nicht glauben, ich hasse unseren Körper. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

ein Jugendlicher, der der früher bei Kulthandlungen dabei war